Zwangserkrankt

Es ist schon gut zwei Jahre her, das sich ein Freund mir als Zwangskrank „outete“.
Seit dem ist er in Behandlung, in Behandlung der gesetzlichen Krankenkasse, die feilscht nähmlich jetzt zwei Jahre nach der Diagnose um seine Therapie.
Schon davor ist mir es aufgefallen das der Mann sich immer mehr einigelt und immer mehr in seiner Welt liegt.
Als Dauersingle ohne festen und regelmäßigen sozialen Kontakte fällt es mir auch schwer hier psychologisch begleitend tätig zu werden, da sich in meinem eigenen Leben ja auch nur so die Zeit davon schleicht.
Er ist verschlossen was sein Innerstes angeht.
Männer sind ja immer verschlossener aber um ihn rum existiert eine Mauer über die nur das flüchtigste rüberkommt, von dem er zuläßt das es rüberkommt.
Obwohl wir uns schon seit der Grundschule kennen, fällt es ihm sehr schwer darüber zu reden.
Chatten oder Mailen geht da schon besser, als wäre ich ein gesichtsloser flüchtiger Zuhörer.
Was aber im Geschriebenen so rüberkommt ist nich das was ich verarbeiten kann oder worauf ich therapeutisch eingehen kann.
Es ist so als schreibe mir jemand von einer fremden Welt in der ich noch nie war und daher nicht mitreden kann und alle Dinge dort mit dem Maßstab der Heimat messen würde.
Es fällt sogar schwer überhaupt etwas dazu zu sagen.
Am Schlimmsten jedoch ist es, die Sachen nicht deuten zu können oder deren Gefährlichkeit abschätzen zu können was es für ihn für eine Belastung sein muß.

Ich habe ihn gebeten mir mal zu schreiben, wie sich sein Zwang äußert, wie ich mir das vorstellen kann.
Auszüge der Mail lassen da tief blicken.
Es ist das was mir die Gedanken nicht ruhen läßt.

Ja ist bei mir so.Man muß auch mal raus.Deswegen gehe ich ja auch schwimmen.Erstmal die Bewegung die ich brauche und man ist mal weg von zu Hause.

Mit den Worten ist das so.Stell dir vor du schaust auf die Uhr rückst die Decke zurecht und wenn dann zum Beispiel im Fernsehen einer etwas zweimal sagt also zweimal das gleiche Wort dann bleibt das für eine gewisse Zeit im Kopf.Und damit das nicht so ist schaue ich dann noch mal auf die Uhr.Oder wenn das Wort Unfall ein Name,wo es am meisten ist fällt während ich was mache bleibt das im Kopf.Und die Konsequenz daraus ist das ich eben diese sache noch ein mal mache.
Früher bevor ich beim Arzt war das anders.Da kam auf einmal zum Beispiel währen ich eine Schublade zugenmacht habe der Gedanke es könnte jemanden was zustoßen.Da mußte ich dann immer und immer wieder die Schublade zu machen bis der Gedanke weg war.Das schlimmste ist dann wenn da mehrere sachen zusammen kommen.Also das bei einer Zwangshandlung dann eine weitere entsteht.Man die dann nacheinender abarbeiten muß.
Das zog sich besonders 2007 bis März Tagelang hin.Konnte da kaum noch schlafen.Bin dann früh aufgestanden und durch die gegend gefahren.Das war auch so das du dachtest du hast eine Zwangshandlung abgeschlossen die dann aber nächsten Tag wieder kam.Und dann ging das gleiche wieder los.
Oft bis zur Erschöpfung.
Einmal hatte ich das Problem beim Anschluß eines Satreceivers.Habe denn dann in Köpenick weg geschmissen und mußte den dann wieder holen und noch mal anschließen.Weil da beim anschließen des Receivers der Gedanke war zum Beispiel meiner Schwster passiert was.

Und weil ich das dann nicht mehr ausgehalten habe bin ich dann zum Arzt gegangen.
Nicht mal mehr Sport konnte ich machen.Gerade das was mich immer wieder aufbaut.

Und als ich dann anfing die Tabletten zu nehmen hatte ich da Nebenwirkungen.Du kennst doch bestimmt den Film mit dem Typen der laufend gefilmt wurde.Für den sie eine eigene Welt gebaut hatten.So eine Art Big Brother.Von der Geburt bis er es eben rausgefunden hatte.
Und so kam ich mir 2 Wochen lang vor.Als ob ich immer beobachtet werde.Sicher war da auch Einbildung dabei.Man bewertet die Nebenwirkungen über oder bildet sich ein man hat Nebenwirkungen.

War echt ne üble Zeit.

Und als das mit Sonntag war hatte ich so eine gegenüber früher kleine Attacke.Hatte da die Kapuze von meiner Jacke entfernt obwohl noch Handy und Geldbörse drin waren.Und als dann die Action mit der Beknackten raus kam die ich zur Rede stellen wollte dir das aber verheimlichen wollte dachte ich eben das das entfernen der Kapuze daran Schuld ist.Hatte das ja sonst immer gemacht als die Taschen leer waren.Ja ist schweer für dich zu begreifen.Habe dann also die Kapuze wieder ran gemacht.Dann Handy und Geldbörse entnommen und dann wieder abgemacht.
Ich dachte so das dann alles wieder gut wird.
Sund schon komische sachen was.Aber so etwas kommt nur vor wenn mir was sehr nahe geht.Sonst sind es eher Kleinigkeiten.

Und als ich am 13.02. gerade bei meinen Hanteln zugange war kam ja die Nachricht von deiner Freundin ob wir uns xxxxxx Treffen können.Da ich dir ja nicht Antworten konnte bin ich ja dahingefahren wie du weißt.Auf gut Glück.
Und das war dann echt schwer für mich.Habe noch nie mitten beim Training azfgehört.Hätte ich nun weiter gemacht wäre ich zu spät gekommen.
Also das Training mitten drin unterbrechen und dann noch an einem 13.das war echt schwer für mich.Habe es ja auch mit Zahlen.Besonders die 13.
Aber da es mir wichtiger war dich dort vielleicht zu sehen obwohl ich dir ja nicht Antworten konnte habe ich da mittendrin aufgehört.

No Responses to “Zwangserkrankt”

  1. Moewenherz sagt:

    Oo…ich nehme an, dass es sich um den Menschen handelt, von dem Du immer wieder schreibst.Ich hatte bisher ja schon den Eindruck, der ist gestört, aber mittlerweile glaube ich, der ist total verrückt.
    Eigentlich gehört er in Behandlung, denk mal an die Jugendlichen, bei denen er total ausgetickt ist..

  2. Was für ein Horror!
    Und die Krankenkasse lässt ihn hängen?!
    Unfassbar!

    Meines Erachtens kannst du ihn nicht auffangen, Du hast nicht die Ausbildung dafür!
    Du kannst maximal im praktischen Sinn für ihn da sein und ihn bei seinem Kampf um die Therapie unterstützen.
    Wie gruselig ist das, wenn man schon so weit ist und seine Zwangshandlungen erkennt?!
    Und wie gruselig muss er sich selber vorkommen?!

  3. Marcothien sagt:

    Ja genau das ist er.Wird wohl auch nicht der letzte EIntrag über ihn sein.

  4. Marcothien sagt:

    Nicht nur die Krankenasse läßt ihn da hängen wenn man bedenkt das er jetzt (nach 2 Jahren) erst vielleicht an eine Therapie kommt.
    Er fühlt dich wohl von allen allein gelassen und ich mich mit ihm auch ein wenig allein.
    Gruselig trifft das schon , oft macht er den Eindruck als sei er kurz vorm Aufgeben.

  5. Natürlich ist er allein und fühlt das auch!
    Zumal er mit Sicherheit nicht mehr wirklich unterscheiden kann, was ist „normal“ und was Psychose.
    Da kommt der Gedanke aufzugeben von ganz alleine…