Ungarn

Wie schon in meiner Analyse von magischen Orten mit Lebengeschichte beschrieben ,zog es mich immer stärker an einige Orte meiner eigenen Vergangenheit zurück.

Letztes Jahr bot sich da die Möglichkeit ,aus dem einen Ort man mehr als ein Traum zu machen.

Zig mal in meiner Kindheit reiste ich (damals noch DDR) mit meinen Eltern in den Sommerferien mit nach Ungarn an den Plattensee.

Das war schon fast das Limit ,was man früher als DDR-Bürger als Jährlichen Urlaub anpeilen konnte.

Durch den großen Feundeskreis meiner Eltern reisten auch immer einige andere Leute mit uns ,die nun wieder auch Kinder meines Alters hatten uns somit waren wir da immer eine große Gemeinschaft..und ich nie allein.

Der Urlaub in Ungarn gehörte für mich irgenwann genauso zum Sommer ,wie Eis essen oder baden gehen.

Bis zur Wende verbrachten wir 3 Wochen im Sommer immer in dem selben ungarischen Ort und oft genug immer in der gleichen Pension.

Auch wenn es mit dem Verlauf der 80er Jahre für meine Eltern immer schwieriger wurde das über das (Zum Leben reichen) Maß hinaus zu organisieren ,denn auch hier wurde die D-Mark schneller berühmter als die Ost-Mark.

So sparte man sich schon das geschenkte Geld der West-Verwandschaft zusammen ,damit es einem in Ungarn an nichts fehlen sollte.

Ungarn war im Ostblock dazu nooch eines der (Konsumbedingt gesehen) der Liberalsten Länder ,in der es eine Marktwirtschaft des kleinen Mannes gab und wo Coca Cola und Leuchtreklame noch erlaubt waren..(auch wenn es ausländische war).

Daher war für mich auch Ungarn ein Land in dem es viel mehr gab (aus dem Westen) als ich das zu Hause gewöhnt war.

Nun also letztes Jahr.

Lange habe ich mich über meine Eltern lustig gemacht ,die selbst nach der Wende immer weiter aus Nostalgiegründen weiter nach Ungarn fuhren.

Jetzt wo die Grenzen Weg waren und man überall hinkonnte ,fuhren sie weiter nach Ungarn.

Erst motzten sie täglich über die stehende Mauer und nun betreten sie nur selten ,das Land ,welches dahinter lag.

Für mich war 16 Jahre erstmal alles viel interessanter ,was früher nicht erreichbar war.

Als ich dann viel gesehen hatte ,kamen die Träume über meine Kindheit über den Alltag und über die Ferien ,die immer dort statt fanden ,wo meine Eltern immernoch Urlaub machten.

2006 war ich selbst verheiratet und hatte einen Sohn.

Wir wollten mit einem knapp zweijährigen keine großen Urlaubssprünge machen und da kam ich mit der Idee aus meinem Traum ,das wir ja mal zu meinen Wurzeln des Urlaubs fahren könnten…ein bisschen Urlaub um die Ecke und zugleich für mich ein wiedersehen mit meiner Kindheit.

Schon die Fahrt war das eigentliche Ziel.

Früher als lange Trabbi-Tour im Gedächtnis in denen man sich die Berge und Landstraßen Langquälte und lange Wartezeiten an den Grenzen einpanen mußte.

Eine unbequeme Trabbifahrt in die man noch alles was man so brauchen könnte mit ins Auto bekommen mußte.

Heute rauscht man über 3 Sprurige Autobahnen in einem Vollklimatisiertem Gefährt herunter und merkt einen Berg nur ,wenn der Tacho unter 130 geht.

Früher belegte Brötchen und Würstchen bei …heute das zücken der Kreditkarte und schon hat man die Landeswärung um an einem MC Donalds an der Autobahnraststätte zu essen und dann wieder weiter zu fliegen.

Keine Abendteuerfahrt mehr sondern ein Flug ,wie eine noble Geschäftsreise.

Aber auch für mich kein Enttäuschendes Erlebnis ,da ich keine Illusionen hatte ,eine Welt vorzufinden ,die genauso ist ,wie ich sie in Erinnerung hatte.

Dann die Ankunft in dem Ort ,den ich schon zu gut aus meiner Kindheit kannte.

Die Straßen klein ,der Ort weniger aufregend und eher überschaubar und nicht so überwältigend ,wie ich ihn früher in Erinnerung hatte.

Der Plattensee war kein großes Meer mehr in das ich mich früher unzählige male stürtze sondern ein überschaubarer See ,den man auch in Deutschland kennt.

Nicht groß und nichtmal besonders sauber.

Die Tollen Dinge ,die es damals da zu kaufen gab und in meinen Kinderaugen wie das Spielzeugparadies aus dem Westen aussahen …alles Billig Plastik Zeug aus Fernost.

Die Super (private) Hamburger Bude an der ich früher immer gegesen hab und Coca Cola trinken konnte.

Heute eine normale Imbißbude ohne MichelinStern und Coca Cola …naja heute ich trinke lieber Wasser.

Der Besuch dort war keine Enttäuschung ,aber alles sah ,viel gewöhnlicher aus als ich mir das vorgestellt hatte.

Die Zeit dort ist die letzten Jahre ohne mich einfach weiter gelaufen und hat Veränderungen mit sich gebracht.

Ich bin mit der Einstellung hingefahren ,nicht meine eigene Vergangenheit zu sehen ,sondern eher ,was ist aus dem Ort geworden und wollte ihn bewußt als „20 Jahre danach “ betrachten.

Vieles konnte ich wiedererkennen und ich sah ,wie ich diese Dinge damals mit Kinderaugen wahrgenommen habe und ich sah gleichzeitig ,wie die Dinge aussehen ,wenn man sie mit den Augen eines Erwachsenen ansieht.

Der Ort meiner Vergangenheit ist Bestandteil meiner Vergangenheit ,so wie er damals mit mir drin existiert hat.

Der Ort heute erinnert nur an den von damals,obwohl er irgendwie auch der gleiche Ort ist.

Nur eben ein Ort aus meinen Kindheit 80ern mit Internetcafes und Dingen die es heute nichtmehr gibt,aber damals nicht wegzudenken waren.

Ich bereue diese Reise nicht,denn es war wie ein Nachgeben auf eine große Frage.

Ich bin mit den richtigen Voraussetzungen hingefahen und wollte sehen und habe gesehen.

Ich bin nicht enttäuscht worden ,aber wenn ich in meiner Erinnerung krame ,dann erinner ich mich eher an den Ort ,wie er damals war.

Eine Ortsbegehung für Nostalgische Zwecke hat er allemal gereicht ,obwohl ich das Gefühl hatte ,alte magische Geschichte hier irgendwie zu überschreiben.

Wenn ich an einen alten Ort mit Geschichte zurück kommen und dort mit meiner Familie wandere ,dann wird dieser Ort zwei Geschichten haben…somit wird einen ein bisschen überschrieben.

Dieser Ort ist nun nichtmehr der Ort meiner Kindheit allein ,sondern auch der Ort an dem ich mit meiner Familie nochmal aufsuchte.

Auch wenn es nun ein bisschen komisch ist ,das mich ein Traum über dieses Ort seit dem nichtmehr aufgesucht hat, sondern vom Traum in die Realität transportiert wurde, bin ich doch froh dieses Reise gemacht zu haben, denn es gibt mir irgendwie das Gefühl selbst auf den Pfaden meiner eigenen Geschichte ganwandert zu sein.

Obwohl ich mir schon sicher bin ,welchen Ort ich als nächstes aufsuchen werden ,bin ich mir nicht sicher ,ob ich alle meine Träume in die Realität umsetzen sollte.

Denn irgendwann ist der letzte Traum in der Realität angekommen und dann wäre kein Traum mehr übrig.

Es sei denn mein weiterer Lebenverlauf schafft wieder neue magische Orte ,die ich heute zum ersten Mal bereise und dann in 20 Jahren mich wieder hinziehen lassen.

Doch das hört sich ein bisschen ,wie das drehen in einem selbst erschaffenen Kreis an.

…in diesem Sinne….Danke fürs Lesen…

..wird Fortgesetzt

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