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Gefährliches Singleleben

Dienstag, Januar 26th, 2010

Es geht wieder um den gleichen Freund.

Er ist wie ich Mitte 30, aber das wars schon was wir heute noch gemeinsam haben.

Er ist ein Scheidungskind, hatte bis heute noch nie eine Beziehung und ist sonst auch noch keiner Frau richtig nah gekommen.
Kein Sex.Kein Kuß.Kein liebes Wort bisher.
Er leidet sehr darunter.
Wie er drunter leidet, könne man sich nur denken (so sagt er und das glaube ich auch) wenn man wie er bisher mit Mitte 30 bisher noch garkeine Erfahrungen hat und keine Liebe empfangen hat und keine Senden konnte.
Es ist nichtmal das sexuelle was ihm fehlt es ist das geliebt werden.

Auch sonst ist sein Leben eine Baustelle, eine verlassene Baustelle an der kein Bauarbeiter zu finden ist.
Er bekommt seit Jahren Hartz4 weil er keinen Sinn sieht für sich arbeiten zu gehen wenn er selbst mit dem wenigen Geld auskommen kann, das ihm der Staat gibt.
Dadurch hat er aber zuviel Zeit, die er nur versucht tot zu schlagen.

Nebenbei, oder vielleicht auch deswegen, ist er erkrankt.
Eine Zwangsstörung läßt ihn Dinge tun und immer wieder drann zweifeln ob er sie so erledigt hat wie sein Zwang es von ihm verlangt.
Seit dem er Medikamente dagegen bekommt ist es besser geworden sagt er und er hat das alles weitestgehend unter Kontrolle.

Immer wieder versuch ich ihn mit jemanden aus meinem Bekanntenkreis zu „verkuppeln“.
Was mit 20 hätte noch eher klappen können (hat es aber nicht) klappt heute erst recht nichtsmehr, denn die Frau Mitte 30 ist ihm in seiner Entwicklung um Jahrzehnte vorraus was denken und Beziehungserfahrung aber auch Lebenserfahrung angeht.

Wir reden normalerweise nicht über dieses Thema weil Männer darüber nicht reden.
Unter Männern ist eben nur alles cool oder es wird schon werden.

Nun hat er sich einer Frau anvertraut und sie sich mir.
Er ist mit seiner Lage resignierter als gedacht.
Der stille ewige Single ist in Wahrheit ein innerlich immer mehr zerfallendes Gebäude, was von außen noch stabil aussieht aber wenns innen schon kracht bekommt das Außen auch irgendwann Risse.

Er sucht fast panisch eine Freundin, er sucht wie besessen nach Liebe.
Im letzten Jahr mehr als die 10 Jahre davor.
Irgendwie hat er sein unglückliches Singleleben wohl immer wieder verdrängt bis es sich nichtmehr verdrängen lies und nun sucht er agressiv und sehr ungeduldig.

Ginge es nach ihm, sollte er heute eine Frau treffen, die ihn morgen absolut liebt…warten,Geduld oder einer Sache Zeit geben..keine Chance..es muß jetzt sein.

Auf den Rat, mal einen Gang zurück zu schalten um dem Leben und der großen Welt der Gefühle auch ein bisschen Zeit zu geben sagt er nur das er das nicht kann.

Er wirkt wie jemand der eben eine Saat ausgesäht hat und nun neben dem Haufen ungeduldig auf den großen Baum wartet der daraus werden soll.

Wenns um das Thema Geduld geht wird klar das er seine Geduld verloren hat und und erzwingen will, was man nicht erwzingen kann.

Mitlerweile spricht er auch mit mir drüber, zumindest so halb.
Er spricht mit mir und noch offener mit meiner Bekannten.

Er hat fast aufgegeben.
Einmal sagt er, das dieses Jahr entscheidend sein wird, wie es mit ihm weitergeht.
Auf die Frage, was denn zur Wahl steht meint er nur, das er es nicht aushalten würde ewig weiter Single zu bleiben.

Kurz um…esntweder passiert dieses Jahr was oder ihm reichts mit diesem Leben.

Spricht man ihn später nochmal auf seine Aussagen an, ist natürlich alles nur daher gesagt und er würde sich schon nichts antun, solche Phasen kommen immer nur im Affekt.
Aber ist es nicht oft die spontane Situation die einem Selbstmöder dazu bringen sein Bestreben in die Tat umzusetzen?

Ich bin da auch ziemlich ratlos, da ich ihn zunehmend nichtmal als letzter Freund auffangen kann.
Er hat kaum noch soziale Kontake, nichtmal zu seiner Familie und ich als letzter Kontat kann ich nicht auffangen.

Sein Lebensweg bisher hat aus einem netten Kerl einen sonderbaren Typen gemacht.
Man merkt ihm sofort an das er nicht oft unter Leuten ist, seine Unsicherheit wirkt schnell peinlich, mit Alkohol sogar schon psychopatisch.

Er als Eigenbrödler isoliert sich mit seinen pubertären Verhaltensweisen immer mehr selbst.

Seit Jahren betreibt er nun Sport.Exessiv.

Nicht um des Sportes selbst, sondern um die Agression abzubauen.
Er geht 3 Stunden täglich schwimmen oder fährt im Sommer 5 Stunden Radrennen weil er die Agression abbauen muß und außerdem muß der Tag ja irgendwie vorbeigehen.

Er powert sich körperlich aus, weil er scheinbar immer weniger die Realität verträgt immernoch Single zu sein.

Diese Dinge machen mich sehr nachdenklich.
Zum einen vermittelt das Leid der anderen mit das Bewußtsein wieviel Glück ich im Leben wirklich hatte aber zum anderen auch eine große Protion Schuld.

Schuld nicht im direkten Sinne, aber dann doch immer das Risiko irgendwann auf einen Gedanen zu kommen den man noch hätte umsetzen können um zu helfen.

Schuld irgendwann zu erkennen nicht genug getan zu haben oder die ganze Sache unterschätzt zu haben.

Auf mich wirkt er als wenn er irgendwann aufgeben könnte…meine Frau geht da noch weiter und meint das er irgendwie schon aufgegeben hat.