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Tod

Sonntag, Juli 17th, 2011

Seit Tagen rechnet man jeden Moment damit und wenn es dann passiert ist, dann trifft einen diese Realität doch mehr als man dachte.
Man fühlte sich vorbereitet und doch ist es dann irgendwie unerwartet.
Der Tod macht es dann doch endgültig, egal wie das Leben kurz vorher noch aussah…tot ist tot.
Die Tatsache, das sie bald stirbt, war für mich nur die Tatsache das es irgendwann zuende geht, so als würde man sehr wohl wissen, das ihre Zeit bald zuende ist aber trotzdem leicht ignorierend vor sich herschiebt.
Der Tod ändert die Realität und das Gefühl zu der Situation.
Auf einmal überlege ich, wann ich sie das letzte mal gesehen und gesprochen hab und mir wird bewußt, das es diese Situation war, die dann der letzte persönliche Kontakt war.
Jetzt mit der Gewissheit, läßt man Szenen aus dem eigenen Leben passieren in der sie zugegen war.
So stelle ich auch fest, das sie mehr ein Teil auch meines Lebens war, als ich das zu Lebzeiten wahrgenommen hatte.
Ein hohes Alter der Verstorbenen tröstet nicht über den Tod hinweg, aber es macht ihn verständlicher.
Nach einem Tod rücken überlicherweise alle Hinterbliebenen kurz etwas mehr zusammen.
Vielleicht besinnt man sich auch diesmal darauf, das wir alle voneinander abhängig ist und der Mensch einfach keine Lebenszeit damit zu verschwenden hat, sich mit kleinen Dingen rumzuärgern oder sich mit Kleinigkeiten aufzuhalten oder darüber zu streiten.
Ein Toter hinterläßt eine Lücke, die man nur auffüllen kann, wenn alle die ihn kannten, zusammenrücken.

Noch eine Rechnung offen

Mittwoch, Juni 18th, 2008

Soeben habe ich mal ein Video eingelesen um es auf DVD zu brennen.
Darauf ist meine Oma ,die kürzlich verstorben ist , noch lustig und lebendig drauf zu sehen.

Irgendwie ist ihr Tod für mich schon länger Realität und doch kommt es Schubweise ,das ich auf einmal daran denken muß, das sie ja gar nichtmehr da ist.

Dann habe ich das Gefühl ,es wurde durch ihr Gehen irgendwas unterbrochen ,irgendwas ist unvollendet.Wie eine Rechnung die noch offen ist..eine Sache ,die noch nicht abgeschlossen ist oder ein Gespräch was man noch führen wollte.

Immer wieder ,wenn mir die Tatsache ruckartig bewußt wird habe ich im ersten Moment ,dieses „Da wäre ja doch noch was…“ Gefühl.

Als hätte man irgendwas immer vor sich hergeschoben und nun irgendwann vergessen ,aber eben nicht ganz.
Und nun wird es einem bewußt das der Gedanke nun keinen Empfänger mehr hat.

Wie ein Brief der nun ewig irre läuft.

Einmal abgeschickt…nicht zustellbar..Absender verweigert Rücknahme.

Ein schwerer Gang

Samstag, Juni 14th, 2008

Am letzten Dienstag war die Beerdigung meiner Oma.

Davor hielt ich diesen Tag eher für einen symbolisch abschließenden Akt ,hatte ich zuvor doch noch nie an einer Beerdigung teilgenommen.
Für mich wurde dann dieser Tag aber schwerer als der Tag der Todesnachricht an sich.
Aus einem traurig/feierlichem Fest wurde dann doch eine Kette sehr emotionaler Momente.
Vor der Kirche war alles noch in Ordnung…ich staunte ,wer sich da alles so auf den letzten und schweren Gang machte, Menschen bei denen ich nie dachte ,das ich sie heute sehen werde.

Der Gang in die Kirche an sich war schon einer der schwersten ,der mir nach einer Woche der Ablenkung wieder die traurige Tatsache vor Augen führte.
Diesmal war es aber keine Realität ,die ich bisher von traurigen Anrufen meines Vaters vermittelt bekam ,sondern eine Realität ,die ich selber fassen konnte und auch mußte.
Nun war ich auf der Beerdigungsfeier meiner Oma und ich sah ganz vorn ihre Urne stehen und nun wurde irgendwie die Todesnachricht ,die schon lange Realität war visuelle Realität.
Mit Tränen schlappte ich mich auf meinen Platz in der ersten Reihe und in diesem Moment war ich froh ,das ich meine Frau bei hatte ,das ich nicht alleine war ,das ich da nicht allein durch mußte.

Meine Eltern redeten im Nachhinein viel darüber ,wie schön doch die Rede der Paatorin war ,aber an mir ging das irgendwie vorbei.
Ich bekam mit ,wie sie das Leben meiner Oma nochmal verbal durchlief und auf uns alle einging.
Ich bemerkte auch ,das vieles ,wenn es um die Freuden und Wünsche meiner Oma zu tun hatt ,mit meinem Leben ,meine Hochzeit und der Geburt meiner Kinder (ihrer Urenkel) zu tun hatte.

Die Pastorin versuchte anschließend den Tod etwas tröstender dastehen zu lassen ,in dem sie hier eher dafür plädierte ,nich über den Verlust entäuscht zu sein ,sondern dafür dankbar zu sein ,das sie überhaupt da war.
Klar sind das irgendwie wahre Worte ,aber jeder ,der bisher einen Menschen verloren hat ,weiß , was das für ein Käse ist.

Somit versuchte ich in der Kirche eher vergebens mit meinen Tränen zu kämpfen und ich für mich war in eigenen Erinnerungen über meine Oma.
Ich ging meiner eigener Abschiedsfeier nach.
Ich erinnerte mich an mein Leben mit ihr und was ich mit ihr so alles erlebt habe und wie ich sie in Erinnerung behalten will.

Der kleine Gang zum Friedhof war dann bewußt ihr letzter Gang.
Angekommen am Friedhof war mein zweiter Tiefpunkt ,denn bisher war ich nur mit meiner Oma auf dem Friedhof um gelegendlich das Grab ihrer Vorfahren zu pflegen.
Ein Ort ,den ich mit ihr begang und dann mit ihr wieder verließ.

Nun war es mir klar ,das es nun der Moment war ,das mir wieder klar wurde ,das sie nun weg ist und nicht wiederkommt.

Ein kleines Loch am Grab der Familie in das die Urne eingelassen wurde.
Meine Eltern waren beide sichtlich durch Trauer gezeichnet.

Dann war ich damit dran ,mit der Hand Sand auf ihre Urne zu steuen.
Jetzt weis ich auch warum diese Symbolik verwendet wird.
Für mich war es ein beklemmendes endgültiges Gefühl.
Im inneren widersetzt man sich ja gegen eine entgültige Geste ,weil man sie irgendwie noch nicht als endgültig definieren will.

Zusammen trauernd in den Armen meiner Mutter und meines Vaters ,war für kurz das Familienverhältnis wieder hergestellt ,vielleicht weil es eine sehr seltene Erfahrung ist.

Richtig trauern konne ich nur in den Armen meiner Frau ,da ich mich auch nur da richtig zuhause fühlen konnte.

Trauer ist ein langer Prozess und die Beerdigung scheint nur ein Schritt eines langen Weges zu sein.

Meine Oma war das ,was wohl für die meisten die Großmutter bedeutet.
Totzdem fühlt man sich in seinem kindlich gewohnten Schutz etwas unbeschützter.
Ich frage mich ,wenn schon der Tod der Großmutter so einscheidend für das eigene Leben ist ,wie wird es dann erst sein ,wenn man selbst in der Pyramide des Familienschutzes höhergereicht wird und irgendwann den eigenen Vater oder die eigene Mutter zu Grabe trägt.

Ich bin ich mein Lebenlang gewohnt gewesen immer meine Eltern (und darüber meine Oma) als meine engste Familie über mir zu haben.

Die Tatsache das sich das Leben auch so weiterentwickeln wird ,fand ich schon etwas beängstigend.
Auf der einen Seite bin ich nun selbst Vater und verheiratet und auf der anderen Seite habe ich nur noch meine Eltern „über mir“.

Mir wurde bewußt ,das ich wohl irgendwann der „Familienälteste“ bin..was irgendwie eine beängstigende Vorstellung ist ,die einen Beigeschmack hat ,das ich mit der Zeit immer mehr von meinem beschützenden Familienumhang verlieren werde und irgendwann selbst die äußerste Schicht eines Schutzumhangs einer ganz neuen Familienzelle bin.

Jedesmal wenn ich nun an der Wohnung meiner Oma vorbeifahre ,gucke ich hoch ,als würde sie noch drin wohnen.
Von außen sieht immer noch alles so aus ,als würde sie immernoch da wohnen.

Ich hoffe ich kann mich irgendwann ohne traurigem Gefühl an meine Oma erinnern.
Bisher verfolgt mich immer wieder die gleiche Szene als ich sie das letzte mal im Krankenhaus gesehen hatte und ich das Gefühl hatte ,das es das letzte mal war, was es auch war.