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Meine Maueröffnung 1989

Freitag, November 6th, 2009

Jetzt wo die Maueröffnung wirklich schon 20 Jahre her ist, hat es mich mal wieder bewußt an den Ort gezogen an dem ich die Mauer das erste mal „durchbrach“.
Zwanzig Jahre fühlen sich sehr lang an, obwohl mir die ersten 10 Jahre viel länger vorkommen als die letzten 10.
Geweckt wurde ich als schulpflichtiger Jugendlicher von meinem Vater am 10.11.1989 und das eine Stunde vor dem regulären Aufstehen mit den Worten „Steh mal auf, die Mauer ist offen“.
Ein Satz den man nichtmal halbernst nehmen konnte, denn alternativ hätte auch der Mond auf die Erde stürzen können oder „Elvis“ bei uns die Post austragen können.
Mit müden Augen sah ich die Menschentraube die an irgendwelchen Schlagbäumen vorbeiströmte, aber schon damals traute ich den Medien nicht.
So langsam sackerte das Ereignis bei mir durch, dennoch ging ich an diesem Tag ersmal in die Schule.
Obwohl ich damals eher jemand war der wegen dem TV-Vormittagsprogramm die Schule geschwänzt hat, wollte ich es wohl nicht übertreiben und nicht schonwieder fehlen und micht meinem Namen als Gelegenheitsschulbesucher alle Ehre machen.

So saß ich dann in meiner Klasse mit einem ratlosen Lehrer und noch 5 oder 6 anderen Kids, die das Ereignis wohl verschlafen hatten oder sich noch strikt weigerten „nach drüben zu gucken“ so wie man es ihnen beigebracht hatte.

Als ich dann aus der Schule kam erwartete mich mein Vater, der in meinem Ausweis schon die passenden Stempel zum „Grenzübertritt“ hatte.

Mulmig war mir beim ersten Mauersprung schon, aber in der großen Masse der Menschen fühlte man sich auch wieder irgendwie sicher.
Schon damals hatte ich das komische Gefühl, was eine Grenze bringt wenn eh jeder hin und her kann wie er will und so oft und so lange er will.

Auch wenn ich heute noch oft an diesem Ort voebeifahre wird er den Augenblick meines ersten Mauersprungs nichtmehr los, nichtmal nach 20 Jahren.
Heute ist das eine ganz normale Brücke über die dreckige Berliner Spreee, damals wars wohl wie ein Tor das einem weiter weg bringt als Australien.

Trotz aller Kritik, die ich heute manchmal aufzuweisen habe, bin ich doch sehr froh das alles genau so gekommen ist wie es kam.
Für mich persönlich war dieser Tag nicht das Ende der DDR oder der Anfang eines vereinten Deutschlands oder der erste Schritt in einem zusammenwachsenen Europa.
Für mich war es rückblickend der erste Schritt zum Abbau aller Grenzen und Barrieren.

Ganz persönlich war es für mich nicht der Tag an dem die Mauer fiel, sondern ein Tag an dem für mich ganz persönlich die „Neuzeit“ begann.

Oberbaumbrücke