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Wieder Beerdigung

Donnerstag, August 4th, 2011

Es ist drei Jahre her, das ich meine erste Beerdigung durchleben mußte, als ich meine Oma auf ihrem letzten Weg begleitete.
Nun komme ich frisch von meiner zweiten Beerdigung in meinem Leben.
Gefühlt scheint nun die erste keine drei Jahre weg, sondern vielleicht drei Wochen.
Und wieder stehe ich der Toten näher als ich das von mir erwartete.
Ich habe ihren Tod ansich so gefasst aufgenommen wie ich das von mir erwartete.
Nun aber kamen doch die Erinnerungen hoch (auch wenn es nicht viele sind) aber sie war auch ein Teil meines Lebensweges.
Zwischen Tod und Beerdigung, konnte ich die Endgültigkeit garnicht richtig fassen.
Auf der einen Seite weis man jederzeit, das diese Person nun tot ist aber für Bruchteile einer Sekunde kommt dann ein Gefühl als wenn noch nicht das letzte Wort gesprochen ist und doch noch ein Wunder passieren könnte.
So als ob sie noch nicht tot wäre und sich nochmal aufrappeln würde und die Sache nun doch noch in letzter Sekunde ein Hollywood-Happy End nehmen könnte.
Heute war das anders.
Kein „Happy End“ wenn man mit der Hand Sand auf die Urne in der Erde rieseln läßt und damit den Menschen symbolisch in die Erde verbannt.
Ich wußte, das ich traurig sein werde, aber ich wußte nicht das ich so trauern würde.
Der Tod eines Menschen, auch wenn er mir nicht so nah stand wie heute anderen, regt auch immer zum Nachdenken über den Tod generell an.
Die Gedanken heute bafassten sich eher mit der Angst, das es den Zeitpunkt geben wird an dem man seine eigenen Eltern zu Grabe trägt, dann sitzt man in einer Trauerfeier und das nicht als trauernder reingeheirateter sondern emotional in der Mitte der Trauer selbst.
Wie geht man mit dem Tod um, wenn er noch dichter neben einem einschlägt.
Es gibt eine ganze Hand voller Menschen, die mir näher sind, als die Person heute.
Man sagt, wenn ein Mensch stirbt, hinterläßt er eine Lücke und alle Verbliebenen rücken dann näher zusammen um diese Lücke zu schließen.
Was ist, wenn neben mir eine Lücke entsteht, die man nichtmehr schließen kann?
Die Gewissheit, das dies passieren wird, zwingt mich, mich mehr damit zu beschäftigen, ob ich mein Leben so führe, das ich mir dessen immer bewußt bin ,das alles nur eine Nachspielzeit eines Spiels ist, was jeden Moment gegen einen entschieden werden kann.

Ein schwerer Gang

Samstag, Juni 14th, 2008

Am letzten Dienstag war die Beerdigung meiner Oma.

Davor hielt ich diesen Tag eher für einen symbolisch abschließenden Akt ,hatte ich zuvor doch noch nie an einer Beerdigung teilgenommen.
Für mich wurde dann dieser Tag aber schwerer als der Tag der Todesnachricht an sich.
Aus einem traurig/feierlichem Fest wurde dann doch eine Kette sehr emotionaler Momente.
Vor der Kirche war alles noch in Ordnung…ich staunte ,wer sich da alles so auf den letzten und schweren Gang machte, Menschen bei denen ich nie dachte ,das ich sie heute sehen werde.

Der Gang in die Kirche an sich war schon einer der schwersten ,der mir nach einer Woche der Ablenkung wieder die traurige Tatsache vor Augen führte.
Diesmal war es aber keine Realität ,die ich bisher von traurigen Anrufen meines Vaters vermittelt bekam ,sondern eine Realität ,die ich selber fassen konnte und auch mußte.
Nun war ich auf der Beerdigungsfeier meiner Oma und ich sah ganz vorn ihre Urne stehen und nun wurde irgendwie die Todesnachricht ,die schon lange Realität war visuelle Realität.
Mit Tränen schlappte ich mich auf meinen Platz in der ersten Reihe und in diesem Moment war ich froh ,das ich meine Frau bei hatte ,das ich nicht alleine war ,das ich da nicht allein durch mußte.

Meine Eltern redeten im Nachhinein viel darüber ,wie schön doch die Rede der Paatorin war ,aber an mir ging das irgendwie vorbei.
Ich bekam mit ,wie sie das Leben meiner Oma nochmal verbal durchlief und auf uns alle einging.
Ich bemerkte auch ,das vieles ,wenn es um die Freuden und Wünsche meiner Oma zu tun hatt ,mit meinem Leben ,meine Hochzeit und der Geburt meiner Kinder (ihrer Urenkel) zu tun hatte.

Die Pastorin versuchte anschließend den Tod etwas tröstender dastehen zu lassen ,in dem sie hier eher dafür plädierte ,nich über den Verlust entäuscht zu sein ,sondern dafür dankbar zu sein ,das sie überhaupt da war.
Klar sind das irgendwie wahre Worte ,aber jeder ,der bisher einen Menschen verloren hat ,weiß , was das für ein Käse ist.

Somit versuchte ich in der Kirche eher vergebens mit meinen Tränen zu kämpfen und ich für mich war in eigenen Erinnerungen über meine Oma.
Ich ging meiner eigener Abschiedsfeier nach.
Ich erinnerte mich an mein Leben mit ihr und was ich mit ihr so alles erlebt habe und wie ich sie in Erinnerung behalten will.

Der kleine Gang zum Friedhof war dann bewußt ihr letzter Gang.
Angekommen am Friedhof war mein zweiter Tiefpunkt ,denn bisher war ich nur mit meiner Oma auf dem Friedhof um gelegendlich das Grab ihrer Vorfahren zu pflegen.
Ein Ort ,den ich mit ihr begang und dann mit ihr wieder verließ.

Nun war es mir klar ,das es nun der Moment war ,das mir wieder klar wurde ,das sie nun weg ist und nicht wiederkommt.

Ein kleines Loch am Grab der Familie in das die Urne eingelassen wurde.
Meine Eltern waren beide sichtlich durch Trauer gezeichnet.

Dann war ich damit dran ,mit der Hand Sand auf ihre Urne zu steuen.
Jetzt weis ich auch warum diese Symbolik verwendet wird.
Für mich war es ein beklemmendes endgültiges Gefühl.
Im inneren widersetzt man sich ja gegen eine entgültige Geste ,weil man sie irgendwie noch nicht als endgültig definieren will.

Zusammen trauernd in den Armen meiner Mutter und meines Vaters ,war für kurz das Familienverhältnis wieder hergestellt ,vielleicht weil es eine sehr seltene Erfahrung ist.

Richtig trauern konne ich nur in den Armen meiner Frau ,da ich mich auch nur da richtig zuhause fühlen konnte.

Trauer ist ein langer Prozess und die Beerdigung scheint nur ein Schritt eines langen Weges zu sein.

Meine Oma war das ,was wohl für die meisten die Großmutter bedeutet.
Totzdem fühlt man sich in seinem kindlich gewohnten Schutz etwas unbeschützter.
Ich frage mich ,wenn schon der Tod der Großmutter so einscheidend für das eigene Leben ist ,wie wird es dann erst sein ,wenn man selbst in der Pyramide des Familienschutzes höhergereicht wird und irgendwann den eigenen Vater oder die eigene Mutter zu Grabe trägt.

Ich bin ich mein Lebenlang gewohnt gewesen immer meine Eltern (und darüber meine Oma) als meine engste Familie über mir zu haben.

Die Tatsache das sich das Leben auch so weiterentwickeln wird ,fand ich schon etwas beängstigend.
Auf der einen Seite bin ich nun selbst Vater und verheiratet und auf der anderen Seite habe ich nur noch meine Eltern „über mir“.

Mir wurde bewußt ,das ich wohl irgendwann der „Familienälteste“ bin..was irgendwie eine beängstigende Vorstellung ist ,die einen Beigeschmack hat ,das ich mit der Zeit immer mehr von meinem beschützenden Familienumhang verlieren werde und irgendwann selbst die äußerste Schicht eines Schutzumhangs einer ganz neuen Familienzelle bin.

Jedesmal wenn ich nun an der Wohnung meiner Oma vorbeifahre ,gucke ich hoch ,als würde sie noch drin wohnen.
Von außen sieht immer noch alles so aus ,als würde sie immernoch da wohnen.

Ich hoffe ich kann mich irgendwann ohne traurigem Gefühl an meine Oma erinnern.
Bisher verfolgt mich immer wieder die gleiche Szene als ich sie das letzte mal im Krankenhaus gesehen hatte und ich das Gefühl hatte ,das es das letzte mal war, was es auch war.