Sonniges Glück wirft dunkle Schatten

Nachdem sich die gute Nachricht als wahr erwiesen hatte und meine Oma wirklich ein Grundstück im Dunstkreise Berlins geerbt hatte, wollte mein Vater sich unauffällig zur beschriebenen Adresse begeben und es sich mal ansehen.

Die Anwälte,Notare und Makler hatten es meiner Oma schon gut ausgerechnet ,was bei rausspringen wird und wieviel wohl hängen bleibt und wie lange sie wohl warten müßte ,bis das unerwartete Geld endlich kommen würde.

Keiner hatte mit dieser Erbschaft gerechnet und daher Anfangs sogar den Wahrheitsgehalt angezweifelt.

Nun als aber nun alles amtlich ist und meine Oma in Begleitung meines Vaters mit fertigen Verträgen nach Hause gefahren sind ,bei denen nur eine kleine Unterschrift fehlt ,die dann den Weg frei macht an das kleine Vermögen zu kommen…beginnt das Nachdenken.

So impulsiv wie man sich wohl entscheidet wenn einem jemand eine unerwartete Erbschaft eröffnet und einem ein großes Angebot an Geld macht ,schaltet sich wohl erstmal jedes Gehirn aus ,denn subjektiv wirkt es wie ein Lottogewinn ,den man nur noch quittieren muß und schon kommt man ans große Geld mit dem man nie gerechnet hat.

Als sich diese Euphorie nach ein paar Tagen gelegt hatte und mein Vater sich nicht so begeistern ließ den Vertrag sofort zu unterschreiben ,ändern sich die Dinge ein wenig.

Zuerst kamen von allen Seiten (auch von mir) die Vorhaltungen warum man den „Wisch“ nicht an Ort und Stelle sofort unterschrieben hätte …bei der Summe.

Wenn man aber mal richtig drüber nachdenkt ,ist doch eigentlich klar ,das nun 2 oder 3 Tage verspätung hier keine Rolle spielen.

Warum wird man in Betracht eines Gewinns oder die Tatsache an viel Geld zu kommen ,so gierig was den zeitlichen Ablauf betrifft?

Nun hat mein Vater wohl das gemacht ,was ihm jeder raten würde ,der in diese Sache nicht mit einbezogen ist und nicht so zu den Nutznießern des Geldsegens gehört.

Er fuhr an die angegebene Adresse und schaute sich das Grundstück erstmal an um das hier so leicht gefochten wird und das man schon nach Null Bedenkzeit sofort gegen den wedelnden Scheck eintauschen wollte..sogar ohne Ahnung ob der Scheck dem Wert überhaupt entspricht.

Warum handelt man so instinktiv und impulsiv ,wenn es um viel Geld geht was man hier bekommen kann?

Klar ist das eine große Summe die hier blendet ,aber man sollte doch wissen ob es sich hier um ein Schrebergarten oder um den Platz handelt auf dem die Deutsche Bahn in Berlin ihre Zentrale hat.

Nun kam mein Vater zwar mit einigen Zweifeln zurück und auch Internetrecherchen haben ergeben das vergleichbare Grundstücke in der Gegend wohl um 60-100 Prozent teurer sind.

Aber das Hauptgespräch über die Ergebnisse seiner Erkundungstour hatten ein anderes Kernthema.

Mein Vater bog in eine ruhige Gegend ab ,wo sich wohlhabende Berliner ein Häuschen vor der Stadt erichtet haben ,die es sich eben leisten konnten nichtmehr in der Stadt zu leben aber doch in ihrer Nähe zu bleiben.

Gepflegte Vorgärten und an dem schönen Samstag wurden die Autos auf den Auffahrten gereinigt oder der Rasen gemäht.

Kein Haus schient hier älter als 10 Jahre zu sein ,alles gepflegt und aufgeräumt.

Ein schönes Haus welches nach gutem Bausparen aussieht nach dem anderen und dann …auf einmal eine Lücke.

Ein Grundstück welches auf den ersten Eindruck unbebaut scheint.

Blickt man durch die engen Sträucher des Naturgartens sieht man ein kleines Wochenendhäuschen aus DDR Zeiten ,welches wohl so schon immer da gestanden hat.

Die ganze Gegend wird mal eine kleine Laubenkolonie gewesen sein mit großen Grundstücken.

Hier konnten sich die Werktätigen der DDR aus dem stressigen Ost-Berlin erholen.

Wohl bis zur Wende und ab da ging wohl ein Laubengrundstück nach dem anderen an seinen rechtmäßigen Besitzer aus Ost und West zurück und wer dann schonmal ein Grundstück so nahe Berlins hat ,der weis auch was damit anzufangen.

So ist das Grundstück meiner Oma nun das letzte Relikt dieser Zeit in der dies noch einen Gegend mit großzügig angelegten Wochenendgrundstücken war.

Als mein Vater vor dem Grundstück auf und ab ging um sich einen Blick zu verschaffen ,eilte ein älterer Mann an den Zaun und fragte etwas vorahnent ,was er hier suche und ob er ihm bei der Suche helfen könnte.

Mein Vater winkte schnell ab und schob dann alles auf ein fehlendes Navigationsgerät und das er sich verfahren hatte.

Es muß ihm sehr unangenehm gesewen sein ,das davor davon rannte ,die Wahrheit rausrücken zu müssen.

Mein Vater meinte das er sich gut in die Lage des Menschen reinversetzen konnte.

Seit Jahrzehnten zieht man sich hier an den Wochenenden in die Laube zurück ,wie man es wohlmöglich schon seit den 60ern gemacht hat.

Dieses Fleckchen im Grünen ist wohl mehr sein zuHause geworden als die Neubauwohnung in den Siedlungen an denen mein Vater vorbeigefahren ist als er die Siedlung suchte.

Die Frau könnte schon lange unter der Erde sein und die Kinder (wenn denn welche da sind) schon lange ihrer Wege gehen.

Nun geht der Mann in unendlicher Gartenarbeit seinen eigenen Erinnerungen an das Leben nach und fühlt sich wahrscheinlich hier noch in einer heilen Welt.

Die anderen Lauben ,wo einst die Grillfreunde lebten und nun große Häuser stehen mit Akademikern drinn wohnend und dem neusten BMW vor der Tür…nein mit denen hat er nicht viel am Hut.

Es ist schon schwer das die gute alte Zeit vorbei ist ,wo hier jeder jeden kannte und man lange Gespräche übern Gartenzaun führen konnte oder in der Nachbarschaft grillen konnte oder einfach nur zusammen draußen sitzten.

Naja vorbei ist vorbei traurig aber wahr…nun bleibt nur die Erinnerung an diese Zeit bei der täglich ablenkenden Gartenarbeit oder wenn er abends einfach nur draußen in der Stille sitzt.

Und nun.

Ein Auto mit Berliner Kennzeichen hält und der Fahrer meinte er hätte sich verfahren.

Vielleicht hat er das auch..hoffentlich..aber vielleicht ist es auch jemand aus der Stadt der ihm nun auch das letzte Bedeutsame nehmen wird ,was er hat …sein letztes Stückchen eigene Heimat.

Dem Berliner wird es egal sein ,was mit dem letzten Menschen auf dem Grundstück passiert.

Er wird entweder hier alles dem Erdboden gleich machen um seinen Palast hier zu errichten oder er wird nur das Geld sehen und dafür kommt dann ein anderer der sich hier breit machen wird.

Man kann ihn ja verstehen ,da winkt das Geld eines Grundstückes und ich kann es ihm nichtmal verdenken das sich der Berliner kaum ein Gedanken darüber machen wird ,wie es dem geht ,der hier seit Jahrzehnten ein wichtigen Teil seines Lebens verbracht hat.

Doch das tut er …..und sein Sohn hat sogar drüber geschrieben….

..in diesem Sinne….Danke fürs Lesen

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