Seelenpause Zugfahrt

Normalerweise will man schnellstens sein Ziel erreichen und dann steht für gewöhnlich das Flugzeug als erste Wahl.

Letztens habe ich mich aber bewußt für eine Zugfahrt entschieden.

Die Strecke Berlin-Frankfurt/M ist gut ausgebaut und nicht wirklich langsamer als ein Flug,bedenkt man doch die langen Ein- und Auscheckzeiten.

Mit dem Flieger kommt man wärend der Reise auch nicht zur Ruhe..Einsteigen..Start..trinken..essen…Landung…aussteigen.

Außerdem bekommt man mit dem Flugzeug keine richtige Beziehung zu der Entfernung die man wirklich zurück gelegt hat.

Man steigt irgendwo ein und irgendwo aus.

Nun also Zugfahren.

Ein Platz am Fenster und den MP3 Player mit entspannender Musik gefüllt kann man mal so richtig Abschalten ,wenn man sich weit genug von Dienstreisenden mit Handy und Notebook wegsetzt.

Das große Fenster des ICE wird zu einem sich ständig verändernden Bild oder ein Flachbildschirm mir so brillianten Farben ,die nur die Natur selber zaubern kann.

Gerade wenn man aus Berlin rausfährt ,druchquert man eine Gegend mit viel Natur und sehr dünn besiedelten Gebieten.

Eine ,mit Musik begleitete, Reise durch eine schöne Landschaft ,die irgendwo zwischen Herbst und Frühling feststeckt.

Die Farben und Kontraste bilden ein perfektes Bild im vorbeirasen ,wie die Musik die man dazu ausgewählt hat.

Durch diese Leere kommt man schnell ab ,von den Gedanken und dem Leben in dem man sich eben noch befunden hat.

Einiges hat man einfach zurück am Bahnhof gelassen und das neue ist noch 4 Stunden und ein paar Landschaften entfernt.

Hinter Hildesheim verändert sich dann die Landschaft und man kann die Ausläufer des Harzes betrachten.

Zwischen Start und Ziel liegt nun kein Augenblick des Fluges das man wie ein Portal zeitlos durchschreitet und schon ist man da sondern man legt die Strecke spürbar zurück.

Man bekommt ein Gefühl ,was Entfernung wirklich bedeutet.

Genau wie man sich zwischen Start und Ziel befindet ,befindet man sich auch „außerhalb“ seiner Rolle die man gerade im Leben spielt.

Man ist kein zu einem Termin hetzender Mensch mehr ,man ist irgendwie wischen Start und Ziel, was aber ein eigenen Begriff verdient hätte.

Man hat Zeit über alles nachzudenken ,über das man in letzter Zeit nicht nachdenken konnte weil man sich immer in einer Rolle des Lebens befand ,in der man effiktiv was tun oder denken mußte.

Nun muß keinem Gedanken folgen und schon machen sich die Gedanken mal selbstständig.

Da kehrt man in seine Vergangenheit zurück und erinnert sich an Dinge ,die einem schon Jahre lang im Verborgenen lagen.

Da kann man seinen Gedanken und seiner Seele mal eine Pause gönnen in der man sich und seinen Gedanken keine Richtung und kein Ziel vorgibt.

Die Gedanken fliegen dann genauso ,wie die Landschaft draußen, an einem vorbei.

Man ist es gewohnt in jedem Sinne selbst vor dem Steuer zu sitzen und sich damit auch extrem konzentrieren zu müssen ,nun kann man sich leiten lassen.

Gedanken deuten sich an ,werden aber nicht zuende gedacht ,sondern bringen einen dann nur auf noch tiefere Gedanken.

Somit folgt man einen Gedankenpfad bei dem man zum folgen bisher keine Zeit und nicht die richtigen Voraussetzungen hatte.

Als ich in Frankfurt ankam ,wirkte die Stadt für mich ,wie eine andere Welt, denn wieder einmal ist mir bewußt geworden ,das zwischen Berlin und Frankfurt mehr als 45 Minuten Kaffeetrinken und Spiegel-Lesen ist.

Wie ein Eimer ,der schon lange unter einem tropfenden Wasserhahn steht ,der nun mal ausgekippt wird und nun kann man das tropfen am Grund des Eimers wieder hören und der Eimer an sich kann auch wieder neues Wasser aufnehmen…so eine Seelenpause war für mich diese Zugfahrt.

Leider ist man terminlich immer so kalkuliert ,das man nichtmal eine Minute verschenken will und auch in jeder Pause ,die einem durch warten aufgezwungen wird , irgendwie schaffend zu nutzen.

Dabei war es mal mehr als nötig ,das ganze Input mal auszuschalten und aufzuräumen um dann wieder seelisch so erholt zu sein ,das man denen ,die in der Zeit sich mit dem Flieger rumärgern mußten um dann noch wärend des Fluges irgendwas vorzubreiten , was voraus zu haben.

Ausgeglichen kam ich an und nicht schon total überstresst ,bevor ich überhaupt begonnen habe…

Einige Gedanken wärend meiner Zugfahrt habe ich behalten und sie in Wünsche und Pläne umgeformt.

Ein Schritt zurück vom Roboter in Richtung Mensch…aber wirklich kein richtiger Rückschritt..

….in diesem Sinne………Danke fürs Lesen

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