Männliche (Über)Eitelkeit

Es geht wieder einmal um einen guten Freund von mir.

Er ist wie ich Anfang 30 ,aber (nicht wie ich) schon sein Leben lang hoffnungsloser Single auf Dauerpartnersuche.

Vor ein paar Monaten sind wir mal in einer größeren Gruppe weg gefahren und hatten mehrere Ferienwohnungen und meine kleine Familie ließ ihn in unsere mit einziehen.

Wenn ich morgens ins Bad gehe,brauche ich genauso lange wie meine Frau (vielleicht 15 Min)…(abends braucht sie doppelt so lang wie ich ,aber das ist ja normal).

Mein guter Freund allerdings schlägt hier jede Zeitnorm um längen.

Schon morgens scheint das alltägliche „Fertigmachen für den Tag“ von ihm eher eine heilige Messe zu sein ,als ein Reinigungsprozess.

In der ersten Phase ist er in ca 45 Minuten bereit mit uns ,naß vom Duschen, zu frühstücken und verschwindet danach weitere 60-90 Minuten im Bad.

Steht ein abendlicher Stadtgang oder der Besuch eines Lokals auf dem Programm ,dann kann das bei ihm schonmal über die 2 Stundenmarke am Stück hinaus gehen.

Nichtnur Duschen ,Haare Waschen und rasieren steht da schnöde auf seinem Programm,sondern mir scheint ,das jeder Part eher in feste Abschnitte geteilt ist.

Als erstes rauscht das Duschwasser bestimmt 20 Minuten hörbar im Bad.

Dann kommt die Haar Grundwäsche gefolgt von Haarpflegemitteln und Spühlungen.

Als ich dann mal das Bad bei einer günstigen Gelegenheit untersucht habe ,stellte ich fest das mein guter Freund mindestens doppelt soviel Stellplatz für seine Pflegekosmetika braucht wie meine ganze kleine Familie (Frau inklusive).

Von teuren Anti-Aging Cremes für Männer bis hin zum Haarauffüllenden Haarkuren und Gesichtsstraffenden Tages und Nachtcremes ist alles vertreten ,was sie die modebewußte Frau…(in diesem Fall Mann) vorstellen kann.

Eine Badezimmerprozedur ,die ich für Männer höchst untypisch finde und die sich nicht mit spontanen Ideen für Unternehmungen deckt.

Obwohl mein bester Freund mit den gleichen Klamottenumfang anreist ,wie wir als Familie ,schafft er es nicht vor Ort seine Sachen waschen zu müssen ,wenn die Reise länger als ein Wochenende dauert.

Diese Erfahrungen (die mir an ihm ja nicht neu waren) decken sich auch mit seinen Erzählungen das er wohl sehr oft Klamotten shoppen geht und dabei sehr lange braucht und sehr viel Geld (gemessen am einzellnen Stück) ausgibt.

Mir hingegen reißt nach der dritten Hosenanprobe in einer Großboutique der männliche Gedultsfaden und es wird gekauft ,was irgendwie paßt.

Mein guter Freund hingegen schafft es schonmal Tagelang immer wieder in die Stadt zu fahren und sich jedesmal 4-5 Stunden durch die Klamottenläden der Stadt zu wühlen um sich eine Badehose zu kaufen.

Für mich muß eine Badehose erstmal wasserunlöslich sein ,für ihn muß es auch nach was aussehen und sie muß perfekt sein.

Soviel Zeit,Geld und Gedanken in das eigene Outfit und die eigene Erscheinung zu stecken ,ist was ,was für mich reine Zeit-Geld und Gedultsverschwendung wäre.

Aber ,jedem seine Hobbies.

Meine Frau meint dazu immer ,das es bestimmt mit seiner unglücklichen Singlesituation zusammen hängt.

Man will nicht „unvorbereitet“ auf eine wichtige Begegnung treffen ,in der man dann (oh Gott) nicht frisch rasiert ist.

Vielleicht merkt er ja doch irgendwann ,das es nicht viel bringt sich jedes mal top zurechzustylen und dann mit großen Erwartungen in die Welt raus zu stolzieren, wenn ihm in den wichtigen Momenten eh der Mut fehlt über seinen Schatten des ersten Schrittes zu springen.

Ständig große Erwartungen an seine Umwelt zu haben (nur weil man perfekt zurecht gemacht ist) folgt auch meißt eine Enttäuschung ,denn hinter jeder Fassade steckt ein Mensch ,der eher mal hintergucken will und kaum jemand läßt sich auf Dauer vom perfekt gestylten Menschen blenden ,wenn er nicht den Mut hat auch mal zurück zu flirten.

..in diesem Sinne…Danke fürs Lesen

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