Ein ganz einsamer Tango

Eine Kneipe mitten im Berliner Arbeiterbezrik Wedding.

Keine Gaststätte ,die ab 11 Uhr mit einem umfangreichen Mittagsmenu auf seine Gäste wartet sondern eine richtige Kneipe ,die schon morgens um 8 Uhr für ihre Stammgäste öffnet.

Das Publikum jenseits der 65 und die Einrichtung der Kneipe ist ebenfalls kaum jünger.

Eine einfache Kneipe weit ab von der großen Geschäftsstraße mit klebrigen Boden und seit Jahren vor Nikotindunst vor sich hin gilbende Vorhänge und Gardienen,die den Raum auch so abdunkeln würden auch wenn sie nicht schon halb vorgezogen wären umd sich von der hellen Außnewelt abzuschotten.

Durch Rauch stark gefiltertes Tageslicht tröpfelt herein aber trotzdem brennen in dieser Kneipe wohl immer die alten Lampen ,die ebenso vergilbt, ein tüchtiges Zwielicht verursachen.

Drinne sitzt man eher vor sich hin und raucht und trinkt.

Ein Schnaps und ein Bier,das scheint wohl die interne Club-Delikatesse zu sein.

Gegen 10 Uhr morgens erreichen die Besucher schon durch ihren Alkoholgenuß einen kleinen Höhepunkt der Feier.

Zu Musik von Engelbert und Frank Sinatra wird dann halb laut und halb benommen vom Alter und vom Alkohol mitgesungen und das mit einem wehmütigem Charakter.

Hier sind sie unter sich ,eine eingeschworene Gemeinschaft und trotzdem ist hier jeder für sich allein.

Die meißten werden wohl schon lange völlig allein durchs Leben gehen ,wobei sie längt vor den Hürden des Lebens stehend kapituliert haben und sich eher in eine Niesche der Vergangenheit zurückziehen und sich auf die guten (sind dann aber doch eher die besseren Zeiten) besinnen.

Eine große Familie ,die sich hier trifft um sich gemeinsam zu betäuben.

Eine Familie ,die nur der Genuß von Alkohol und dem Gedenken an längts vergangene Tage eint.

Zu Hause sind wohl die meißten dann noch einsamener ,als in der überspielten Isolation der Kneipe.

Keine Gewinnertypen und keine typischen Opas ,die stolz von ihren Enkeln berichten.

Es sind eher die selbsternannten „Verlierer“ der Gesellschaft.

Man hört eher von Kindern ,die sich abgewand oder abgesetzt haben oder man trifft auf Achselzucken ,wenn es um Fragen über die Familie geht.

Einige von denen sind aber allein ,weil sie schon immer allein waren.

Ein paar Bekanntschaften ,aber das ist lange lange her nichts festes und immer als Verlierer und Betrogener aus der scheiternden Beziehung hervorgegangen,was einen dann irgendwann zur Aufgabe der Illusion Partnerschaft bewegt.

Kinder- und Enkellos oder einfach zu sehr in eigenen suggestiven Problemen gefangen.

Wenn man viel Probleme und Kummer hat ,dann trinkt man viel….und wenn man viel trinkt dann hat man nur noch ein Problem,so könnte das Motto der Kneipenbesucher sein.

Hier in der „Familie“ muß man kein Wert auf das eigene Aussehen oder der eigenen Pflege geben ,denn hier wird man sofort akzeptiert ,wenn man einfach mittrinkt.

Außerhalb der Wohnung oder der Kneipe hält man sich sowieso selten auf und daher muß man nicht auf „Schicki Micki“ machen.

Wenn dann ,oft mit feuchten Augen, immer wieder die alten Lieder gespielt werden und versucht wird laut mitzusingen ,wird diese Bar eher ruhiger als belebt und ausgelassen,ist doch selbst der schönste Gassenhauer immer mit schmerzender Nostalgie verbunden.

Damals als das Leben noch frisch war und man noch jung war,da hätte man so manches in eine bessere Bahn lenken können um vielleicht mehr aus dem Leben zu machen.

Gerade von diesen Menschen ,die selbst das Leben schon hinter sich gelassen haben ,hört man sehr oft ,das wahrer Reichtum nicht aus Geld und Macht besteht ,sondern eher aus richtigen Freunden und einer lieben Frau und aufwachsenden Kindern und Enkelkindern.

So wird getrunken und wehmütig gesungen bis es jeder wieder für sich ist und im eigenen Rausch in sich selbst ruht und einfach die Welt (sogar die in der Kneipe) einfach nur nach außen hin teilnahmslos und ständig resümierend und in Erinnerung schwelgend an sich vorbei ziehen läßt.

Dann ist jeder wieder für sich.Nach und nach wechselt die Kneipe dann ihr Publikum und die Nachmittagtrinker kommen,die aber meißt ähnliche Ambitionen hier haben.

Das Frühpublikum wartet zu Hause den Tag ab ,bis sie dann wieder einen weiteren Tag überstanden haben…..

…bis morgen früh.

..in diesem Sinne..Danke fürs Lesen

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