Der ständige Umzugskandidat

Ein guter Freund von mir wuchs in seinem Elternhaus am Rande Berlins auf.

Zwei Jahre vor der Wende entschlossen sich seine Eltern mit der Familie in eine Stadtwohnung zu ziehen ,weil dadurch Arbeit und Leben näher rückten.

Als mein Freund dann in den frühen 90ern endlich Volljährig wurde bezog er wieder den oberen Teil seines Elternhauses ,was in der Anfangszeit und dem Geldmangel eher was von einer Hausbesetzung hatte.

Nach und nach verwandelte er das leergeräumte (und etwas vernachlässigte) Haus wieder in ein ansehnliches Häuschen.

Ende der 90er Jahre trennten sich seine Eltern und sein Vater bezog dann die obere Etage des Hauses ,welche ja sein Sohn wieder so toll hat hergerichtet.

Mein Freund wohnte dann im unteren Wohnbereich und richtete sich dann da ein.

Ein Haus ,was eigendlich ein ein Familienhaus ist ,aber trotzdem zwei (durch Zimmertüren) getrennte Wohnbereiche hat.

Nun war die Beziehung zwischen meinem Freund und seinem Vater noch nie die beste.

Seit dem sein Vater da nun herrschend wohnt und mein Freund nebst der Zahlung einer kleinen Wohnsteuer auch alles handwerkliche im Haus und Garten übernimmt und hin und wieder auch richtige Bauvorhaben druchzusetzen hat, trägt sich mein Freund immer wieder mit dem ausgesprochenen Gedanken ,hier irgendwann ausziehen zu wollen und sich was eigenes suchen zu wollen.

Das tut er aber auch schon seit Jahren.

Immer ein wenig Abhängig davon ,wie die dauerhaft schlechte Stimmung zwischen Vater und Sohn sich äußert.

Mal ist mehr Stunk und mal weniger.

Wenn dann mal weniger Ärger angesagt ist ,dann ist es ein Ausziehen ,was nach seinen Angaben irgendwann schon passieren wird.

Wenn mal mehr Ärger ist ,dann ist das Vorhaben des Ausziehens schon beinahe exakt terminiert.

So schwankt das Vorhabens des Umziehens ,weg vom Vater in eine eigene Wohnung immer mal wieder von „Ja mache ich auch irgendwann“ bis hin zu „In 6 Monaten bin ich weg“.

Zumal meine Frau und ich kein Geheimis daraus machen ,das wir es von seinem Vater einfach unverschämt finden ,ihn alle Bau-arbeiten im Haus machen zu lassen und dann nebenbei noch eine Art Miete zu kassieren.

Da muß mal der Keller neu gemacht werden ,dann kauft Vater einen neuen Gartenzaun den sich Söhnchen dann annehmen soll aufzustellen,dan muß da und da mal was verputzt werden und immer wieder mal renoviert werden.

Eigentlich hat er immer was zu tun und auch oft im Auftrag seines Vaters.

Sein Lohn ist dann (nebst Miete) ein Wohnrecht.

Nur basiert die eingezogene Miete auf keinerlei Vertragsgrundlage ,da Vater immer wiedermal arbeitslos ist und daher kein Zweiteinkommen haben möchte ,was dann noch angerechnet wird.

Auf der anderen Seite ist aber auch mein Freund oft arbeitslos und hat dann feste Mietkosten (die in der Höhe vielleicht keiner regulären Miete entsprechen,aber immerhin) ,die er dann aufgrund eines fehlenden Vertrages beim JobCenter nicht geltend machen kann.

So steht er ,wenn er auf Hartz4 angewiesen ist, wirklich finanziell mit dem Rücken zur Wand…aber das ist seinem Vater eher egal ,solange die Kuh Milch gibt.

Nun ist er schon eine Weile arbeitslos und geht nun einer geringfügigen Beschäftigung nach und lebt eigentlich von den „Arbeitsstunden nebenbei bei seiner Firma“.

Sogar das ist seinem Vater ein Dorn im Auge.

Er beschwert sich ,wenn sein Sohn arbeitslos ist und anderen auf der Tasche liegt..(obwohl er es selber macht) und wenn er dann schwarz arbeiten geht ,weil es in seiner Brange als Arbeitnehmer mit Vertag schlecht aussieht ,dann ist es ihm auch nicht recht und dann meckert er rum ,er sollte sich lieber was richiges suchen.

Nun geht dieses Spiel so schon seit Jahren vor sich aber in der letzten Zeit war eigentlich Ruhe.

Nun hatte ich mit ihm gestern ein Telefongespräch und er ließ wieder durchsickern ,das er sich wieder ein Limit gesetz hat ,bis wann er hier ausziehen will.

Lustige Treppenwitze über dieses hin und her erspare ich mir schon seit geraumer Zeit ,wei er sich dadurch nur verletzt sieht und lange gar nicht mehr mit der Sprache raus will.

Ich kenne nun seine Situation und irgendwan ist auch jeder Witz abgelaufen und er macht es ja nicht um wieder ins Gelächter zu geraten.

Ich stelle mir diesen Schritt in eine eigene Wohnung auf eigeninitiative schon sehr schwer vor, wenn man schon mitte 30 ist und bisher (bis auf die 3 Jahre in der Stadt mit den Eltern) in seinem Elternhaus gelebt hat.

Den meißten gelingt ja der „Absprung“ ,wenn die erste Freundin dann mal da ist und man sich mit dem Gedanken des Zusammenziehens beschäftigt.

Naja diese Phase ist an ihm auch vorübergegangen.

Das bedeutet,wenn er geht ,dann geht er erstmal den Schritt in eine neue Gegend und das allein ,wobei er am Ende noch einsamer sein wird, denn nichtmal sein quengelnder Vater wird da sein.

Eine Ruhe nach der er strebt könnte sich als zu ruhig herausstellen.

Ich weis nicht ,ob er es je packen wird ,sein Vorhaben in die Tat umzusetzen oder ob er jeder Ausbeutung und Anmotzen zutrotz da wohnen bleiben wird, weil der Schritt in eine eigene Welt zu groß wäre zu ungewiss und zu einsam.

Vielleicht gilt der Satz ,lieber das bekannte Unbequeme als das große Unbekannte.

Vielleicht macht er aber sein Selbstversprechen irgendwann wahr??

..in diesem Sinne…Danke fürs Lesen

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