Ausreiseantrag einer Schildkröte

Die Großmutter meiner Frau lebte lange in ihrem eigenen Garten und bekam nach ende des zweiten Weltkrieges eine Schildkröte geschenkt.

Wie es damals in der DDR noch üblich war ,direkt und ohne Papiere.

Nun lebt die Großmutter in einer Mietswohnung am Rande der Stadt ,aber ihre Tochter lebt in einem Haus mit einem Garten.Allerdings lebt diese schon seit Jahren in Portugal.

Nun haben sich alle entschlossen ,das es das beste für die Schildkröte sei ,zur Tochter nach Portugal „auszuwandern“ ,weil da Haus und Garten vorhanden ist und man somit dort der Schildkröte wieder ein Auslaufgehäge bieten kann ,so wie sie es schon immer gewohnt war.

Das geht so leicht nicht.

Die Schildkröte ist quasi Staatenlos und damit wie ein gestrandeter Passagier im Film „Terminal“.

Sie kann weder ausreisen und irgendwo einreisen..schon gar nicht als bedrohte Tierart.

Ohne Papiere darf die nichtmal ein Zoo oder ein Tierschutzverein in Obhut nehmen.

Seit November letzten Jahres versuchen nun meine Frau und ich in Vertretung ihrer Oma (oder besser gesagt der Schildkröte selber) irgendwie an Papiere zu kommen.

Dumm nur das man für die Ausstellung von irgendwelchen Papieren ,wiederum wieder irgendwelche Papiere braucht.

Da es in Portugal frei laufende Schildkröten gibt ,kann man schon irgendwie verstehen ,das es nicht ohne Bürokratie laufen kann ,aber mitlerweile haben wir uns wärend unseren Spießrutenlaufes durch den Behördenjungel einen großen Aktenordner mit der Aufschrift „Verfahren des Ausreiseantrages der Schildkröte“ zugelegt und ich denke fast ,das der nicht reichen wird.

Nichtmal der Tierschutzverein oder das Bundesministerium für Umweltschutz kann einem da weiterhelfen und nichtmal die Örtliche untere Naturschutzbehörde.

Es gibt in unerem Aktenordner auch eine Sektion der „Widersprüchlichen Aussagen“.

Dabei scheint es mir einfach ein bisschen lustig ,das alles und jeder ,der in diesen Fall bisher einbezogen wurde ,jünger ist als die Schildkröte selbst.

Da kümmert man sich also um ein altes Tier ,was auf der Roten Liste des Artenschutzes steht und wird von A nach B geschickt um dann wieder bei A zu landen.

Gefangen im Kreis der Bürokratie kam mir schon oft der Gedanke,das es für ein DDR Bürger leichter war die DDR auf Offiziellem Wege zu verlassen ,als eine Schildkröte innerhalb der EU umzusiedeln..von Privat nach Privat..ich meine wir wollen sie ja nicht aussetzen.

Wenn man so mit den Behörden ,die für den Tierschutz!!! zuständig sind bekommt man oft den Aussichtslosen Eindruck man kämpft gegen sie um das Überleben der Schildkröte selbst.

Wenn man dann von Tier- und Artenschützer noch patzige Antworten bekommt da kann mir schonmal eine Floskel wie „Entweder wir schaffen ,das irgendwie ,das die Kröte ein gutes Leben bei unserer Tante führen darf ….oder ich lade sie zu einer köstlichen und seltenen Schildkrötensuppe ein….!“..rausrutschen.

Hier stellt sich Arten- und Tierschutz immer wieder gegen das Tier und zeigt keine anderen Möglichkeiten als die (zynisch) Schildkrötensuppe.

Unsere alte Schildkröte wird denken …das war beim alten Kaiser noch alles anders..wie ich mich so erinnere….

….wird Fortgesetzt….

…in diesem Sinne…Danke fürs Lesen

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