An deinem Grab

Heute war es soweit und dein Beerdigungstermin fand heute statt.
Wie geplant, ließ ich deinen engsten den Vortritt und entschied mich bewusst dagegen, heute in einer Traube Menschen zu trauern, die ich nicht kenne oder so lange nicht gesehen habe, das man schon fremd sagen kann.
Trotzdem war es mir heute ein Bedürfnis, heute an diesem Tag dein Grab aufzusuchen und ganz persönlich, allein und in aller Stille von dir Abschied zu nehmen.
Die zwei Rosen gebundenen Rosen sind von mir und symbolisieren die zwei Jahre, die du an meiner Seite warst und ich dir heute damit danke, mir diese schöne Zeit geschenkt zu haben.
Jetzt im Anblick deines Grabes kommt die Realität deines frühen Todes erst richtig bei mir an.
Sicherlich liegt der Gedanke, das es dich nicht mehr gibt, seit deinem Todestag in meinem Hirn quer, aber ein Grab ist dann doch was anderes. Plastisch, greifbar, real und nun verstehe ich auch, warum man solche Orte braucht. Zum einen kann man kaum direkter mit dem Ende konfrontiert werden und zweitens, diejenigen, die noch nicht so schnell vergessen können, haben einen Ort.
Mir persönlich ist es sehr wichtig diesen Ort zu haben und auch wenn es sehr schwer fiel, dich heute dort zu besuchen.
in den wenigen Minuten in denen ich dort stand, schienen alle unseren gemeinsamen Momente im Eiltempo an mir vorbeizufliegen und ich erkannte, das es das schmerzhafteste ist, was ich momentan fühlen kann, das mit dir ein Teil meiner Vergangenheit sich soweit verändert hat, das es sich sehr traurig anfühlt, das ich nun mit unseren gemeinsamen Erinnerungen allein bin.
Selbst wenn wir uns lange aus dem Weg gegangen sind und selbst dann wenn wir uns nie wieder kontaktiert hätten, wäre unsere gemeinsame Vergangenheit doch immer ein Teil von uns beiden und auch wenn wir uns in unterschiedlicher Stärke daran erinnert hätten, hatte man doch immer das Gefühl, das man jede dieser Erinnerung teilt und es immer ein Gegenüber gibt.
Jede gemeinsame Erinnerung ist immer nur ein Teil des ganzen und irgendwie nur zusammen gültig, ob man davon nun Gebrauch macht oder nicht.
Nun sind unsere gemeinsamen Erinnerungen gefühlt, ganz allein meine Gedanken und damit irgendwie nur noch die Hälfte wert..oder noch weniger.
Erschreckend und mahnend zugleich akzeptiere ich den Fakt, das nur geteilte Erlebnisse und Gedanken, wirklich wichtige und beständig wertvolle sind.
Auch wenn meine Erinnerungen nun allein sind und es nie wieder ein „Weißt du noch“ geben wird, bleiben zumindest die alleingelassenen Gedanken meins und bestehen.
Nun hoffe ich auf die Zeit, die bekanntlich alle Wunden heilen soll.

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