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In Gedanken an Krebs

Samstag, Dezember 3rd, 2016

Komme heute irgendwie aus dem Grübeln nicht raus.
Bin alleine mit meinem Sohn zu Hause, und da der knapp 12 Jährige sich größtenteils selbst beschäftigt, auch genug für mich, das ich auch gut ins Grübeln kommen kann.
Zuerst über die Zustände meiner komplizierten Freundschaft und über die Ursachen seines erneuten Isolationsbedürfnisses.
Mitten in der Grübelei reißt mich eine Nachricht aus der einen Grübelei und stürzt mich gleich in die Nächste.
Ich hatte ihr schon vor einer Woche geschrieben, aber sie nicht drauf geantwortet. Hatte nun nochmal nachgehakt, wusste ja, das sie zur Reha ist und es ihr (nach letztem Kenntnisstand) jeden Tag ein Stück besser geht und deswegen wahrscheinlich andere Dinge im Kopf hat, als ihrer Ex-Beziehung zu antworten.
Kein Problem, aber heute kam die Antwort und sie war nicht so, wie ich sie erwartete.
Ging ich bisher davon aus, das sie sich auf dem Weg der totalen Genesung befindet, lag ihre Abwesenheit leider daran, das es ihr wieder bedeutend schlechter geht.
Zum einen ist dies eine große Enttäuschung, da ich bisher davon ausging, das sie nun endgültig auf dem Weg hin zum Besseren ist…ja so wie das mit Krebs halt so ist.
Nun erfahre ich, das sie nicht, wie angenommen, ihre Rehastelle verlassen hat und den Rest der Regeneration zu Hause bewerkstellig, sondern sich in einer Klinik befindet, die sich nun primär darum kümmert, ihr die Schmerzen so aushaltbar wie möglich zu machen.

Wenn ich bedenke, das es sich hier nicht um die Kopfschmerzen geht, die mich manchmal schon nach zwei Stunden so lähmen und ich mich dadurch so stark eingeschränkt fühle, sondern um starke Schmerzen ,die keine Stunden kennen, sondern nur Wochen und Monate.
Ein Leben mit Krebs ist das eine, das man nicht mehr weis, an was man glauben soll.
Soll man an die Heilung glauben und dann doch damit rechnen zu müssen ,das in ein paar Monaten alles wieder da ist und oft noch viel schlimmer?
Soll man sich mit dem Schlimmsten abfinden und sich nur noch von jeder weiteren guten Nachricht einfach so überraschen lassen?

Viel schlimmer an der Tatsache Krebs, stelle ich mir die Tatsache vor, wenn man sich über all diese Dinge kaum Gedanken machen braucht, solange man so unter diesen dauerhaften Schmerzen leidet.
Undzwar so leidet, das es irgendwie die Person in ihrer ganzen Art verändert und man den Menschen eigentlich in dieser Situation kaum wiedererkennt.

Sie will sich melden, sobald es irgendwie wieder geht, und ich weiß das dies sehr lange dauern kann, oder auch nur ein Versprechen bleiben wird, denn in der Zeit in der wir wieder Kontakt haben, ging es zwar kurzfristig gesehen immer auf und ab….längerfristig betrachtet aber ständig bergab.
Wie diese Tendenz einem die Kraft und Energie nehmen kann, möchte ich mir gar nicht vorstellen.

In Gedanken an diese Nachricht heute, blicke ich an meinem eigenen Leben runter und stelle wieder einmal fest, das ich keine Probleme habe.
Selbst die, die ich bisher für solche gehalten habe, sind einfach keine.

Daher bin ich heute Gedankenversunken in den Dingen des Lebens, egal was ich heute noch tue oder sage, es mischt sich Sorge, Traurigkeit und gleichzeitig Dankbarkeit fürs eigene Leben zu einem ganz seltsamen Gefühl zusammen.

Drückendes Unverständnis

Samstag, Dezember 3rd, 2016

Obwohl es gestern noch so einfach und logisch klang, zu meiner komplizierten Freundschaft wieder etwas mehr Distanz entstehen zu lassen, beschäftigt mich heute der Gedanke, damit doch wieder einen Rückschritt erlitten zu haben doch ein wenig.
Zumal dieses Mal keine Ursache für seinen Rückzug in sein Schneckenhaus zu erkennen ist.
Alles, was wir in den letzten Monaten zusammen und gemeinsam aufgebaut haben, spricht nach normalen sozialen Menschenverstand eher für eine Intensivierung der Freundschaft (auch wenn es nie eine richtige Freundschaft sein kann).
Daher kommt sein Rückzug von mir sehr unerwartet, könnte man ein negatives Erlebnis oder ähnliches ausmachen, könnte man sein Verhalten analysierend auf das zurückführen.
Kann immer noch nicht verstehen, wie jemand die selbst auferlegte Isolation seiner sozialen Persönlichkeit selbst und frei wählen kann und vor allem, allen sozialen Angeboten auch noch die Einsamkeit und Eintönigkeit der Abwechslung vorziehen kann.
Ich war nie in seiner Situation, denke mir aber das gerade, wenn man so zurückgezogen und einsam lebt, dann dürstet man nach allem was irgendwie anders ist und das Leben wieder zurück ins Leben bringt.
Sicherlich hat jeder seine Phasen, in der man mal allein sein möchte, aber ich denke, wenn das Alleinsein der Normalzustand ist, wie kann man dann es vorziehen weiterhin allein zu sein, obwohl sich meine Angebote ja auch nur auf temporäre Belebungsversuche drehen, nach denen er eh wieder in seine Einsamkeit zurückfallen kann.
Sprich, wenn man Langzeitarbeitslos ist und jeder Tag gleich ist, und man aus diesem Tag (und auch aus jedem anderen) so rein gar nichts macht, dann kann es doch nicht ernst gemeint sein, wenn Derjenige einfach nur seine Ruhe haben will, wie jemand, der gerade zuviel erlebt hat.
Wie kann man die Stagnation des eigenen Lebens so empfinden, das man anscheinend darin verharren will?