Gedankendeponie

Ich fühlte mich heute den ganzen Tag leicht kränklich, so als wäre was im Anmarsch.
Mittlerweile ist dieses Gefühl weg und ich bin da, wo ich den ganzen Tag hinwollte, ins Bett.
Nun liege ich hier und habe eine unbeschreibliche innere Unruhe in mir, als hätte ich zum Abend nochmal eine Kanne Kaffee getrunken.
Neben der Unruhe kann ich kaum für irgendwas Interesse zum Zweck der Ablenkung aufbringen.
So als wüsste ich nicht so richtig was mit mir anzufangen.
Schlafen geht nicht.Lesen und Fernsehen ebenfalls nicht so recht.
Mich wundert, das meine Frau, unabhängig von mir, vorhin das gleiche Gefühl der inneren Unruhe hatte.
Weder haben wir zuviel Koffein zu uns genommen, noch beschäftigt uns irgendwas so sehr das es nicht von uns lässt.
Immerhin kann sie nun schlafen…..hoffe mal, das ich auch noch was finde, was mich entspannend ablenkt…

Heute Mittag kam mein Chef zu mir und bat mich um die Teilnahme an einem Meeting.
Der Termin für dieses Meeting ist seit Wochen bekannt und zwei Stunden vor meinem Feierabend will er mir einen Termin rein drücken, der zwei Stunden nach meinem Feierabend liegt?
Zum anderen kann ich alle, mich betreffenden, Fragen mit den Anwesenden auch noch nächstes Jahr klären.
Das kostet mich fünf Minuten und nicht wie jetzt zwei Stunden blöd rumsitzen.
Ich weis, das es nur darum geht, dem Chef selbst so viel wie möglich abzunehmen.
Heute habe ich zu dieser spontanen Bitte, mein Feierabend zu opfern „Nein“ gesagt.
Ich sehe es nicht ein, so kurzfristig auf lang bekannte Termine zu reagieren, nur das ich für Andere wieder die Kartoffeln aus dem Feuer holen soll..
Ich hab jetzt Feierabend und der ist Privat.

Heute habe ich damit begonnen im Auto meine Weihnachtsplaylist im iPod spielen zu lassen.
Bewusst nun meine Weihnachtslieder hören.Musik als emotionaler Transporteur soll mir nun ein weihnachtliches Gefühl vermitteln.
Ich hoffe mich so besser auf Weihnachten einstimmen zu können um die Zeit bewusst zu erleben und nicht das ich der Zeit wieder hinterher renne, wenn alles vorbei ist.
Ich hoffe die nächsten Tage bekomme ich einen Zugang dazu, welcher mich aus meinem Alltag herausholt.

Eigentlich gilt der Spruch „In der Sekunde, in der man sich an etwas erinnert, erlebt man nichts neues“.
Ich frage mich, ob es wirklich so ist, das man entweder gedanklich in der Vergangenheit ist oder in der Gegenwart.
Schließt sich beides wirklich gegenseitig aus und ist das Schwelgen in Erinnerungen demnach wirklich eine Lebenszeitverschwendung?
Oder erinnern wir uns auch um uns im Leben zu orientieren und um uns über Erlebtes und Erreichtes auch immer wieder neu bewusst zu werden?
Wer sein Leben resümiert prüft wo er herkommt und und welche Richtung es weitergeht.
Selbst wenn Erinnern eine absolute Zeitverschwendung wäre, will ich auf die Emotionen aus der Vergangenheit nicht verzichten, die man sich passend abrufen kann.
Ich bin der Meinung, immer wieder mal tut es sogar richtig gut, wenn das Leben einfach nur auf „Play“ steht anstatt dauernd auf „Record“.