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Webdisco

Mittwoch, Juli 13th, 2011

Auch als ich noch viel jünger war, war mir mein soziales Leben sehr wichtig.
Ich traf mich in meiner Freizeit mit Freunden (einfach so) und der Höhepunkt der Woche war der Samstag, wo man dann ins Kino oder Disco ging.
Gestern unterhielt ich mich mit einem Jugendlichen der neuen Generation.
Ich weiß nicht, ob seine Einstellung auf die Masse zutrifft, aber das was er sagte, brachte mich schon zum nachdenken.

Heute haben Discotheken und Kinos mit immer weiter rückläufigen Besucherzahlen zu kämpfen, weil sie (längerfristig gesehen) aussterbende Einrichtungen sind.
Die Jugend von heute, geht nach der Schule erstmal nach Hause und wirft den Rechner an.
Sei es um zu spielen oder zum chatten oder um Filme zu sehen oder Musik zu hören..meist aber doch mehrere Dinge auf einmal.
Warum sollte der junge Mann heute noch in die Disco gehen, schließlich hat er über 500 Facebook Freunde und da kennt immer jemand eine „Neue“ die man auschecken kann und außerdem gibts massenweise Flirtporfile.
Warum ins Kino?
Ein Klick und der Rechner läd den Film, noch bevor die „Spinner“ ins Kino rennen können, und auch wenn das nichtmehr gehen sollte, irgendeiner teilt den Film schon und im Notfall zahlt er auch für den Download.
Musik kann er zu Hause vorm Rechner genauso hören und chatten tut er meist eh mit mehreren gleichzeitig, wenns persönlicher werden soll kann man ja auch skypen, da sieht man sich dann.
Ich stelle fest das die neuen Medien und sozialen Netzwerke nicht als Zusatz zu unserem sozialen Leben funktionieren können ,sondern auch als Ersatz.
Soziale Netzwerke sind eine praktische Sache, wenn man darüber sein reales soziales Leben ein wenig steuern kann, also sich darüber verabreden kann, gerade wenn es mal eine größere Gruppe als der Stammtisch ist.
Neu ist mir, das man scheinbar lieber „in Facebook“ oder „in MSN“ abhängt anstatt sich real zu treffen.
Sicherlich hat der junge Mann noch reale soziale Kontakte, aber es macht für ihn kaum einen Unterschied, ob man den „Likebutten“ unter einem Foto klickt, oder bei einer real erzählten Geschichte zustimmt oder lacht.
Ich sehe immer mehr Menschen in der Öffentlichkeit, die ein großteil ihrer Aufmerksamkeit nicht dem Raum widmen in dem sie sich gerade aufhalten, sondern nur dem Raum in den sie sich gerade eingeloggt haben.
Dabei ist doch jede Sekunden, die man twitternd oder chattend in der Öffentlichkeit sitzt eine Sekunde weniger, die man am realen Leben teilnimmt, was einen gerade umgibt.
Wenn man keinen Unterschied darin sieht, sich mit Freunden in die Disco oder ins Kino zu gehen und zu Hause einen Film auf dem PC laufen zu lassen und ein kleines Chatfenster offen zu lassen, dann finde ich das schon bedenklich.
Sicherlich Zeiten sowie auch Kommunikationsformen ändern sich ständig und das Telefon wurde auch mal verteufelt, aber wenn man dann das Telefonieren dem persönlichen Gespräch vorzieht?
Ohne die Sache zu bewerten oder von einem Fall auf die Masse schließen zu können….ich würde es schade finden, wenn wir alle in ein paar Jahren nur noch bei uns zu Hause sitzen..egal wie gut wir von da aus mit der Welt vernetzt sind.