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Die Mauerspechte

Donnerstag, April 19th, 2007

Da muß ich jetzt aber mal weit ausholen,denn meine Geschichte aus dem eigenen Leben geht weit zurück ins Jahr 1989.

Die Berliner Mauer hat sich soeben für alle geöffnet und aus der ganzen Welt reisten Menschen an um beim Rückbau der Mauer mittels Hammer zu helfen indem sie mühsam Stückchen für Stückchen aus der immer löchriger werdenden Mauer lösten.

Im Innenstadtbereich war es an der Mauer schon richtig eng geworden ,wollte man noch einen guten Platz zum hämmern erwischen.

Ein paar Freunde und ich wollten uns jedoch auch ein paar Mauerstücke sichern und irgendwie war es nicht nur die Sammelleidenschaft für kleine Betonklötzchen sondern wir wollten unseren Beitrag dazu leisten das diese Mauer immer löchriger und durchlässiger wurde.

Da der Platz auf der Westseite der Mauer aber sehr begrenzt war ,nahmen wir uns einfach ein Stück Mauer gegenüber des Reichstages (heute Dorotheenstr.) vor.

Sehr schnell mußten wir erfahren das die Mauer robuster gebaut war als man dachte und nur sehr zögerlich bröckelten kleine Splitter des Anstriches ab.

Am nächsten Abend rückten wir dann mit Spitzhacke und Vorschlaghammer an und teilten die Arbeit auf ,wie auf einer kleinen Baustelle.

Mit diesem schwereren Gerät kam man doch um einiges effektiver voran als mit den kleinen Hämmerchen ,die man auf der Westseite benutzten.

So hämmerten wir Abend für Abend ein paar Tage an dieser Stelle und schleppten die brauchbaren Stücke der Mauer in Rücksäcken nach Hause.

Immer wenn wir an diese Baustelle kamen ,sahen wir das auch andere die gleiche Idee hatten und unser Loch ,was man ein Durchgang werden sollte, immer weiter vergrößerten.

Kurz vor dem Durchbruch kam uns ein DDR-Volkspolizist besuchen und (wohl noch im alten Trott mit alten Anweisungen) frage er uns ,was wir hier an den Grenzanlagen der DDR zu suchen haben.

Als wir höflich mit „Abreißen“ antworteten beruhigte sich seine Stimmung nicht besonders.

Nach einer langen Diskusion ließ er dann von uns ab ,als einer meiner Freunde den beiläufigen Kommentag stehen ließ ,das er auch bei der Erstürmung der Stasi Zentrale in Ost-Berlin dabei gewesen wäre und er hätte ein paar Akten mitgehen lassen ,auf dem er ihn möglicherweise wiedererkennen könnte.

Nun forderte er uns etwas höflicher auf zu gehen.

Entgültig los wurden wir ihn erst als wir damit drohten die Sache medienreif ins Fernsehen zu bekommen.

Er ging und er kam auch nicht mit Verstärkung wieder ,was wir zuerst angenommen hatten.

Mauer ist Mauer und drüben wird feierlich Löcher in die Mauer gehauen und hier soll man sich nicht zu nahe an ihr aufhalten.

Als sich dann nichmal die Volkspolizei mehr für uns zu interressieren schien ,legten wir dann noch mit mehr Freunden los ,da sich die Sache rumgesprochen hatte.

Ein Freund von mir gelang es auf die Mauer selbst zu klettern um mit einem Vorschlaghammer ein Stück des runden Maueraufsatzes herauszuschlagen…so fürs Wohnzimmer…aber vergeblich.

Da der alte Staatsführer Erich Honecker zu diesem Zeitpunkt stationär in der unweit entfernten Charite behandelt wurde ,hörte er nicht nur den ganzen Tag die Mauerspechte ,die zu tausenden an der Westseite der Mauer ihre Arbeit leisteten sondern die vergeblichen Versuche ein Stück der Rundung zu lösen muß man bis ins heutige Kanzleramt gehört haben.

Zumindest war es so laut um das russische Fernsehen anzulocken ,die dann ein paar Minuten Filmaufnahmen von uns machten.

Nach mehreren Tagen haben wir den Druchbruch so erweitern können ,das ein Mensch hindurch klettern konnte.

Berlin bestand ja aus 2 Mauern und zwischen den Mauern sollte eine Art Pufferzone bestehen.

Nun standen wir also in dem Land zwischen den beiden Mauern.

Sah man nun auf die Westseite hinüber dann sah man die große Mauer mit ihren Löchern ,aus denen helles Licht strahlte und ab un zu ein Schatten vorbeihuschte.

Auf der anderen Seite unsere große Mauer mit nur einen kleinen Lücke.

Die Grenzbeamten haben das Flutlicht zwischen den Mauern schon seit Wochen aus gehabt und da war es mitten in der Stadt auf einmal recht dunkel.

Jenseits der Mauern (ob nun Ost oder West) war es hell und belebt ,aber zwischen den Mauern ehr ruhig und Schallgeschützt und eher dunkel.

Aus Angst vor Minen (die es aber da nichtmehr gab und schon garnicht nahe des Reichstages) kletterten wir dann zurück.

Mit dem Durchbruch versiegte auch die abendliche Motivation ein Ziel zu haben ,ein Loch in die Mauer zu hauen.

Also stellten wir unser Projekt ein.

Die Kisten und Tüten der Mauerstücke sind heute noch Zeuge dieser Aktion.

Echte Mauerstücke.Selbst geschlagen.

Denn wenn man in Berlin nicht selbst sein Mauerstück aus der Mauer gelöst hat und bei einem nahen Basar gekauft hat ,könnte es geauso gut ein Stück Beton von einer Kreuzberger Baustelle sein ,das man einfach mit Grafiti besprüht hat.

Das wird den vielen Händlern einfacher gewesen sein ,als diese Megen die sie da verkauften selbst aus der spröden Mauer zu schlagen.

Mit vereinter Muskelkraft ein Loch in diese Mauer zu hauen ,die uns seit Beginn unseres Denkens als unüberwindbar eingestuft wurde,war schon ein besonderes Erlebnis.

Hinter der Mauer befand sich ja subjektiv nichts mehr ,da man eh nicht hin konnte,war es das Ende der (unserer) Welt.

Diese Grenze mit eigener Kraft zu durchbrechen ist mir heute noch wie ein ,von eigener Hand , erweiterter Horizont.

Heute erinnnern wir uns ab und zu und gerne an diese Zeit und an dieses Erlebnis zurück.

Bereits 2 Monate später wurde das Stück der Mauer an dem wir beschäftigt waren auch von amtswegen entfernt und heute residiert genau an dieser Stelle das Jokob Kaiser Haus.

Stehe ich heute davor kann ich nur ein Regierungsgebäude erkennen und kann nichtmal genau nachvollziehen ,wo genau wir hier unsere ganz private Maueröffnung hatten.

..in diesem Sinne…Danke fürs Lesen

Kinderbonus

Donnerstag, April 19th, 2007

Na so Kinderunfreundlich ist unser Land nun doch nicht.

Nur diesmal handelt es sich nicht um behördliche Quälerein die nun für Eltern erträglicher werden sollen ,sondern eher mal eine alltägliche Sache.

Wenn ich mit meinem Sohn mit Dreirad oder Sitzkinderwagen unterwegs bin gibts fast überall eine helfende Hand ,wenn man mir mal nicht zutraut sammt Kinderwagen in die Straßenbahn einsteigen zu können.

Auch werden fast immer mal Türen aufgehalten und in dem einen oder anderen Einzelhandelsgeschäft gibts immer was für den Kleinen gratis dazu.

Immer mal wieder ein Lolli oder ein Bonbon an der Kasse.

Wo ich auch hinkomme ,kann ich nicht von Kinderfeindlichkeit sprechen.

Die Menschen die uns so auf Spaziergängen oder Wegen des Alltags begegnen sind fast alle hilfsbereit ,wenn man einen Kinderwagen oder ähnliches dabei hat, auch (oder gerade diejenigen) bei denen man in einer normalen Situation als letztes eine Helfende Hand erwartet hätte.

Auch wenn es auf Amtswegen mit der Kinderfreundlichkeit noch sehr weit her ist ,gegen die Einwohner dieses Landes kann man nichts sagen.

Ich finde sogar Kinder haben es in diesem Land noch viel einfacher als ältere Mitbürger, wird schonmal in der Bahn ein Fensterplatz für den Kleinen geräumt ,stehen die älteren immer noch schmerzverzerrt vor den besetzen Behindertensitzen.

Mußte auch mal gesagt werden….

…in diesem Sinne…Danke fürs Lesen.